1. Der Kelpie
Kelpies sind schottische Wassergeister, die zu den gefährlichsten mystischen Kreaturen des Landes gehören. Diese bedrohlichen Wasserpferde halten sich der Legende nach in der Nähe von tiefen Seen und rauschenden Flüssen auf. Zwar können sie nach Belieben auch in menschlicher Gestalt erscheinen, doch meist warten sie als Pferd auf arglose Wanderer, die ein Gewässer überqueren möchten. Sobald das ahnungslose Opfer auf den Rücken des vermeintlichen Pferdes steigt, klebt es am magischen Fell des Kelpies fest und ist verloren. Der Wassergeist galoppiert dann mit seinem unwilligen Reiter tief in seinen See oder Fluss hinein, um sein Opfer zu ertränken und schließlich zu verspeisen.
2. Die Selkies
Selkie ist das orkadische Wort für eine Robbe. Zwar sollen diese besonderen Kreaturen an vielen Orten in Schottland vorkommen, doch besonders tief ist die Legende auf den Orkney-Inseln verankert. Selkies sind mystische Wesen, die sich von einer Robbe in einen Menschen und wieder zurück verwandeln können. Die wohl bekannteste Sage handelt von einem Mann, der eine Selkie-Frau in ihrer Menschengestalt beim Sonnenbad am Strand entdeckte. Er war so fasziniert, dass er ihr Robbenfell stahl und sie als Mensch jahrelang gefangen hielt. Es hieß, man habe sie oft sehnsuchtsvoll aufs Meer blicken sehen. Nach vielen Jahren fand sie das Versteck ihres Robbenfells, also nahm sie es sich zurück und entfloh ins Meer, von wo sie nie wieder zurückkehrte.
3. Morag, das Ungeheuer von Loch Morar
Wir alle kennen Nessie, das sagenhafte Ungeheuer von Loch Ness, aber haben Sie schon von Morag gehört? Sie ist ein mystisches Seeungeheuer, das an der Westküste Schottlands im Loch Morar leben soll, gar nicht weit vom Loch Ness entfernt. Wie bei Nessie gibt es auch hier seit Langem Berichte von Sichtungen des Ungeheuers. Zum ersten Mal wurde Morag bereits im Jahr 1887 erwähnt. 1948 berichteten neun Menschen, dass sie von ihrem Boot aus eine 6 m lange Kreatur im See gesehen hätten. Die größte Aufregung gab es 1969, als zwei Männer behaupteten, Morag aus Versehen mit ihrem Boot angefahren zu haben. Es hieß, das arme Wesen sei verschwunden, nachdem einer der Männer mit einem Ruder nach ihm schlug und sein Kumpan mit einem Gewehr zu schießen begann!
4. Die Geister der schottischen Dudelsackspieler
Die bewegenden Klänge des Dudelsacks sind in Schottland keine Seltenheit, ebenso wenig wie Legenden über die Geister von Dudelsackspielern, die sich um zahlreiche Orte im ganzen Land ranken. Einer dieser Orte ist das beeindruckende Culzean Castle, eine Festung auf den dramatischen Klippen an der Küste von Ayrshire. Der Geist eines Dudelsackspielers soll auf dem Anwesen sein Instrument spielen, insbesondere dann, wenn ein Mitglied der Familie Kennedy kurz vor der Hochzeit steht. Auch an stürmischen Nächten wurde er schon gehört, wenn sich der traurige Klang seines Dudelsacks mit dem Wind und den brechenden Wellen des Meeres mischt.
Eine weitere Erzählung besagt, dass in längst vergangenen Zeiten in der Nähe von Stranraer in Dumfries & Galloway ein dunkles Netzwerk aus Tunneln von der Bucht von Grennan bis zu den Klippen von Clanyard Bay führte. Die Bewohner der Region glaubten, dass Feen die Tunnel bewohnten, doch niemand traute sich, selbst nachzusehen. Eines Tages betraten ein Dudelsackspieler und sein treuer Hund die Tunnel. Sie wurden nie wieder gesehen oder gehört. Die Tunnel sind längst verschwunden, doch es heißt, dass manchmal ganz leise ein Dudelsack tief in der Erde zu hören sei, wo einst die Tunnel waren.
5. Die Hexe von Fife
Es lebte einst ein alter Mann mit seiner Frau in Fife. Der alte Mann war ein ruhiger Zeitgenosse, doch seine Frau hatte die Angewohnheit, nachts zu verschwinden, was bei den Nachbarn zu Gerüchten führte, sie sei eine Hexe. Eines Tages fragte er sie geradeheraus und sie erzählte ihm, dass sie tatsächlich eine Hexe war und sich nachts mit anderen Hexen und mystischen Wesen traf, um mit ihnen heimlich Wein im Keller des Bischofs von Carlisle zu trinken. Der misstrauische Mann fragte, ob sie ihm einen ihrer Zaubersprüche beibringen würde, doch sie verneinte.
Als seine Frau des Nachts wieder verschwand, machte der Mann sich auf die Suche nach ihr und fand sie und ihre Freunde schließlich in einem Cottage. Er lauschte, als sie ihre Zaubersprüche aufsagten, die sie auf magische Weise in den Weinkeller des Bischofs transportierten. Auch der Mann sagte den Zauberspruch auf und erschien ebenfalls im Weinkeller des Bischofs. Dort trank er so viel Wein, dass er schließlich einschlief. Um ihm eine Lehre zu erteilen, ließen seine Frau und ihre Freunde ihn im Keller zurück, als sie ihre Zaubersprüche aufsagten, um nach Fife zurückzukehren.
Am nächsten Morgen wurde der Mann im verschlossenen Keller gefunden. Der verärgerte Bischof klagte ihn der Hexerei an und der Mann wurde zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Er dachte, sein letztes Stündlein habe geschlagen, als plötzlich ein Vogel mit einer kleinen roten Beere auf seiner Schulter landete und ihm die Stimme seiner Frau ein Zauberwort ins Ohr flüsterte. Er rief es laut hinaus, seine Ketten fielen von ihm ab, er stieg hinauf in die Luft und flog davon. Als er sicher wieder in Fife angekommen war, schwor er, sich nie mehr in die Angelegenheiten seiner Frau einzumischen.